Nicht jeder kann in den Ferien verreisen. Manchmal ist es eine bewusste Entscheidung, manchmal ergeben es die Umstände. Und doch bedeutet das nicht, auf Erholung, neue Eindrücke oder besondere Momente verzichten zu müssen. Im Gegenteil: Gerade wenn wir zu Hause bleiben, bekommen wir die Chance, unsere unmittelbare Umgebung mit neuen Augen zu sehen – und sie vielleicht ganz neu lieben zu lernen.
Das Schöne im Alltäglichen
Unsere Sinne stumpfen im Alltag oft ab. Die Wege, die wir gehen, die Orte, die wir passieren, erscheinen uns vertraut und manchmal vielleicht fast langweilig. Doch wer bewusst hinsieht, kann entdecken, wie viel Schönheit und Vielfalt im Alltäglichen liegt. Ein kurzer Spaziergang durch den Wald, eine Fahrradtour über die Felder, ein Abend auf der Parkbank mit Blick in den Sonnenuntergang: All das sind Gelegenheiten, innezuhalten und den Moment wirklich wahrzunehmen
Achtsamkeit als Schlüssel
Ein kleiner Tipp, der Großes bewirken kann: Wer unterwegs ist – sei es zu Fuß, mit dem Rad oder auf dem Wasser – kann versuchen, sich drei Farben bewusst zu merken, drei Geräusche zu identifizieren und drei Gerüche wahrzunehmen. Das klingt einfach, aber es lenkt unsere Aufmerksamkeit genau dorthin, wo wir sie im Alltag oft verlieren: in den Moment.
Welche Grüntöne zeigen sich in den Bäumen? Wie viele Vogelstimmen kann ich unterscheiden? Riecht es nach nassem Moos, nach blühenden Wiesen oder nach der Hitze des Asphalts?
Durch diese bewusste Wahrnehmung verändert sich der Blick auf das, was uns umgibt. Aus einem Spaziergang wird eine kleine Entdeckungsreise, aus einem Nachmittag am See ein Ausflug für alle Sinne.
Urlaub auf dem SUP fast direkt vor der Haustür
Neulich war ich mit dem Stand-Up Paddle Board auf einem unserer heimischen Gewässer unterwegs. Die Sonne glitzerte auf der Wasseroberfläche, es war still – nur das leise Plätschern des Paddels und das gelegentliche Surren einer Libelle begleiteten mich. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, durch die Landschaft aus dem Roman „Der Gesang der Flusskrebse“ zu paddeln. Die Ufer grün und dicht bewachsen, der Blick frei auf einen weiten Himmel, das Wasser ruhig und klar.
Ich beobachtete, wie sich Wolken im Wasser spiegelten, sah Fische unter mir entlanggleiten, kleine Muscheln am Grund, Libellen in schillernden Farben, die am Rand tanzten. Es war ein Moment tiefer Dankbarkeit für die Natur, für die Ruhe und für den Reichtum fast direkt vor meiner Tür.
Die Kraft der kleinen Dinge
Es müssen nicht die großen Abenteuer sein. Kein Flug ans andere Ende der Welt, kein Fünfsternehotel, kein exotisches Reiseziel. Was wirklich zählt, ist, wie wir dem Moment begegnen. Ob wir bereit sind, zu sehen, was uns sonst verborgen bleibt.
Kinder machen uns das oft vor. Sie entdecken mit leuchtenden Augen einen besonderen Stein, staunen über eine Schnecke am Wegesrand oder sammeln mit Hingabe Gräser, die im Wind tanzen. Vielleicht dürfen wir uns in den Ferien auch selbst wieder ein Stück Kind sein lassen und mit wachem Blick durch die eigene Welt gehen.
Dankbarkeit für das, was ist
Inmitten all der Nachrichten über Krisen, Unsicherheit und Veränderungen kann es eine tröstliche und stärkende Erfahrung sein, sich mit dem eigenen Ort und der eigenen Umgebung zu verbinden, um zu spüren: Hier bin ich zuhause. Hier gibt es Schönes. Hier darf ich sein.
Diese Haltung der Dankbarkeit wirkt auf leise, aber kraftvolle Weise. Sie erdet, sie beruhigt, sie macht zufrieden. Und vielleicht ist es genau das, was wir – und auch unsere Kinder – gerade besonders brauchen.