Dankbarkeit als Ressource im Alltag
Die Ferien sind für viele von uns eine besondere Zeit. Endlich Abstand vom hektischen Alltag, endlich Raum für Begegnungen, neue Eindrücke, Erholung und gemeinsames Erleben. Doch kaum hat das neue Schul- oder Arbeitsjahr begonnen, verfliegt das Gefühl der Leichtigkeit oft viel zu schnell. Der Kalender füllt sich, die Aufgaben häufen sich, und der Alltag hat uns wieder fest im Griff. Gerade in diesen Momenten kann Dankbarkeit eine wertvolle Ressource sein. Wer bewusst auf die schönen Erlebnisse der Ferien zurückschaut, hält sie nicht nur als Erinnerung im Kopf, sondern trägt sie auch als Kraftquelle im Herzen.
Dankbarkeit wirkt wie ein mentaler Anker. Sie erinnert uns daran, dass das Leben – trotz aller Herausforderungen – voller kleiner und großer Geschenke ist. Zahlreiche Studien zeigen, dass Dankbarkeit die Stimmung hebt und auch die Resilienz stärkt, Stress reduziert und uns hilft, gelassener mit Schwierigkeiten umzugehen. Sie ist damit kein „Luxusgefühl“, das man sich erlaubt, wenn alles gerade gut läuft, sondern eine Haltung, die uns trägt – gerade dann, wenn wir mit Belastungen konfrontiert sind.
Persönliche Erfahrung – ein Sommer voller Dankbarkeit
In diesem Sommer habe ich das sehr deutlich gespürt. Ich hatte zusammen mit meiner Tochter und lieben Freunden wunderschöne Ferien. Wir haben Zeit draußen verbracht, gelacht, gemeinsame Abenteuer erlebt und einfach diese besondere Leichtigkeit des Sommers genossen. Es waren Tage voller kleiner Momente, die sich ins Herz eingebrannt haben: gemeinsames Kochen, Spaziergänge in der Abendsonne, Gespräche, bei denen wir die Zeit vergessen haben, und das Gefühl, einfach miteinander verbunden zu sein.
Gleichzeitig hatte ich mit starken Rückenschmerzen zu kämpfen, die mir die Freude hätten nehmen können. Schmerzen sind oft gnadenlos darin, uns den Blick auf das Schöne zu verstellen. Sie drängen sich in den Vordergrund, beanspruchen unsere Aufmerksamkeit und lassen uns leicht vergessen, was trotzdem gut ist. Doch ich habe mich immer wieder ganz bewusst dafür entschieden, die Perspektive zu wechseln. Ich habe mich daran erinnert, dass ich gerade in einer Umgebung bin, die mir guttut, mit Menschen zusammen bin, die mir wichtig sind, und dass es so viele schöne Momente gibt, die stärker sind als das, was mir gerade Schwierigkeiten bereitet.
Diese bewusste Entscheidung für die Dankbarkeit war nicht immer leicht, aber sie hat den Unterschied gemacht. Statt mich in den Schmerz hineinzudenken und die Ferien im Rückblick als „überschattet“ zu bewerten, konnte ich mir den Blick auf das Positive bewahren. Heute schaue ich voller Freude zurück – nicht, weil die Schmerzen weg waren, sondern weil ich sie nicht habe gewinnen lassen.
Dankbarkeit mit ins neue Schuljahr nehmen
Diese Erfahrung möchte ich auch in meinen Unterricht tragen. Wenn das neue Schuljahr beginnt, ist die Stimmung oft gemischt: Viele Kinder und Jugendliche freuen sich darauf, ihre Freunde wiederzusehen, neue Dinge zu lernen und ein Stück mehr Selbstständigkeit zu gewinnen. Gleichzeitig ist da auch die Wehmut, dass die Ferien vorbei sind, dass wieder Pflichten, frühes Aufstehen und ein voller Stundenplan warten.
Gerade in dieser Übergangsphase kann es helfen, bewusst einen Moment innezuhalten und die Dankbarkeit für die schönen Ferienerlebnisse zu kultivieren. Ich mache deshalb mit meinen Klassen gerne eine kleine Übung: Jede und jeder darf sich an einen Moment aus den Ferien erinnern, der besonders schön war. Das kann ein großer Ausflug gewesen sein, eine Reise, aber genauso gut auch ein Nachmittag mit Freunden, ein Eis in der Sonne oder einfach das Gefühl, frei und ohne Termine zu sein.
Wir teilen diese Momente – manchmal nur schriftlich für uns selbst, manchmal auch im Gespräch. Dabei geht es nicht darum, wer „die tollsten Ferien“ hatte, sondern darum, wahrzunehmen, was uns Freude geschenkt hat, und sich bewusst zu machen, dass es diese Momente gibt. Oft sind es gerade die kleinen Dinge, die am Ende im Herzen bleiben.
Was Dankbarkeit Kindern und Jugendlichen bringt
Warum ist das so wichtig? Dankbarkeit ist ein Schlüssel für ein gesundes Selbstbewusstsein, für Zufriedenheit und Resilienz. Kinder und Jugendliche, die lernen, auch in kleinen Dingen etwas Wertvolles zu sehen, haben ein inneres Polster, auf das sie in schwierigen Zeiten zurückgreifen können.
Dankbarkeit:
- fördert die Fähigkeit, das Positive wahrzunehmen, auch wenn nicht alles perfekt ist.
- stärkt das soziale Miteinander, weil sie Beziehungen vertieft und uns die Menschen um uns herum bewusster schätzen lässt.
- hilft, Stress und Druck besser zu regulieren, weil sie den Blick von Problemen hin zu Ressourcen lenkt.
- vermittelt ein Gefühl von Sinn, weil sie uns zeigt, dass das Leben nicht nur aus Aufgaben und Erwartungen besteht, sondern aus Momenten, die wirklich zählen.
Gerade in einer Welt, die von Geschwindigkeit, Leistungsdruck und ständiger Vergleichbarkeit geprägt ist, ist das eine Fähigkeit, die enorm wertvoll ist.
Dankbarkeit als Haltung fürs Leben
Ich selbst spüre, wie sehr mir Dankbarkeit im Alltag hilft. Ich reflektiere regelmäßig, wie reich mein Leben durch wertvolle Freundschaften, durch meine Familie und durch die kleinen, scheinbar selbstverständlichen Dinge ist. Ohne meine Freunde, die mich mit ihrer Unterstützung, ihrem Rat und ihrer Nähe begleiten, wäre mein Leben deutlich ärmer. Diese Erkenntnis erfüllt mich immer wieder mit Demut und Freude zugleich.
Besonders schön ist es, dass auch meine Tochter diesen Wert bereits lebt. Sie kennt den Schatz, den Freundschaften und Beziehungen darstellen, und sie zeigt mir oft mit leuchtenden Augen, wie sehr sie ihre Freunde schätzt. Zu sehen, dass sie Dankbarkeit für ihre Mitmenschen ganz selbstverständlich in ihr Leben integriert, erfüllt mich mit Zuversicht, dass sie ihren Weg gehen wird.
Ein Impuls fürs neue Schuljahr
Vielleicht ist genau jetzt – zum Start in ein neues Schuljahr, einen neuen Arbeitsabschnitt oder einfach in eine neue Phase – der richtige Moment, sich diese Haltung bewusst zu machen. Dankbarkeit lässt sich trainieren, und sie entfaltet ihre Wirkung, wenn wir sie regelmäßig üben. Das können kleine Rituale sein, wie ein Dankbarkeitstagebuch in beispielsweise der soulsuccess App, das bewusste Teilen schöner Momente im Familien- oder Freundeskreis oder eben die Übung in der Schule, die Ferienerlebnisse festzuhalten.
Die schönen Momente sind Erinnerungen und wahre Schätze. Wir können von ihnen zehren, wenn uns der Alltag herausfordert. Und je bewusster wir sie wahrnehmen, desto nachhaltiger wirken sie.
Dankbarkeit bei soulsuccess
Überlege dir einen Moment aus deinen Ferien, für den du besonders dankbar bist. Schreibe ihn auf oder erzähle ihn jemandem, der dir wichtig ist. Spüre nach, wie es sich anfühlt, diesen Moment noch einmal lebendig werden zu lassen – und nimm dieses Gefühl mit in den neuen Alltag.